Zwischen dem 16. und 23. Juli 2012 fand die von der Stiftung Bürgerakademie in Zusammenarbeit mit und mit der finanziellen Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Rumänischen Ministeriums für Bildung, Forschung, Jugend und Sport, sowie mit der Unterstützung des Polnischen Instituts, der tschechischen Botschaft in Rumänien und des rumänischen Kulturzentrums „Mihai Eminescu” aus Kischinau, Republik Moldau organisierte 15. Sommerschule in der Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und des Widerstands in Sighet statt. Die Veranstaltungen der Sommerschule wurden –unter der Federführung des Rektors, Historiker Stéphane Courtois, Herausgeber des Schwarzbuches des Kommunismus und des Moderators Romulus Rusan, Direktor des internationalen Zentrums für Kommunismusforschung- im Konferenzraum der Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und des Widerstands in Sighetu Marmaţiei statt.
Die Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und des Widerstands, geleitet und gegründet von Ana Blandiana, ist ein 1993 vorgestelltes und seit 1995 unter Schirmherrschaft des Europarates stehendes Projekt der Stiftung Bürgerakademie.
Die Teilnehmer der Sommerschule waren Schüler und Geschichtslehrer, die nach einem Aufsatzwettbewerb mit dem Thema „Die Entwicklung der Lustrationsidee in Rumänien“ ausgewählt worden waren. Die Referenten waren sowohl bekannte Historiker, als auch Persönlichkeiten aus dem in- und ausländischen (Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Ungarn, Tschechien, Republik Moldau) Kulturraum. Sie hielten Vorträge über verschiedene auf den Kommunismus bezogene Themen oder über das Leben oder die Tätigkeit illustrer Persönlichkeiten.
Historiker Alexandru Zub gedachte des Historikers Vasile Pârvan als eines der intellektuellen Vorbilder seiner Generation. Prof. Ing. Nicolae St. Noica analysierte die 150 Jahre alten Geschichte einer der bedeutendsten Institutionen des rumänischen Staates: das Ministerium für Öffentliche Arbeiten. Der italienische Professor Bruno Mazzoni gab einen originellen Überblick über die folklorischen und anthropologischen Leitmotive des Fröhlichen Friedhofs aus Săpânţa. Der französische Essayist Thierry Wolton sprach über das Verhältnis zwischen Bauern und Kommunismus aus mehreren Perspektiven und der Politologe Patrick Moreau stellte die kommunistischen und postkommunistischen Tendenzen der europäischen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts gegenüber. Die kulturelle Beziehung des Intellektuellen zur kommunistischen Gesellschaft wurde in den Vorträgen der Historiker Clara Mareş und Cristian Vasile, sowie des Schriftstellers Helmuth Frauendorfer präsentiert. Das Schicksal der ehemaligen politischen Häftlinge nach Dezember 1989 wurde an einem Rundtischgespräch von Nistor Man (Târgu Mureş), Teodor Stanca (Timişoara) und Paul Codrea (Sighet) besprochen. Vartan Arachelian und Ing. Ioan Mănucu brachten den ersten Versuch vor 20 Jahren in Richtung Rundfunkfreiheit, SOTI, in Erinnerung.
Ein zentrales Thema der Diskussionen war auch die vergleichende Analyse der Lustrationsidee in verschiedenen Ländern. Dazu äußerten sich am Mittwoch und Donnerstag Florian Mihalcea (Timişoara), Hubertus Knabe (Berlin), Pavel Žaček (Prag), Patryk Pleskot (Warschau), Gábor Bánkúti (Pécs), Katharina Kilzer (Frankfurt am Main), Helmut Müller-Enbergs (Berlin) und Rita Schorpp-Grabiak (Berlin). Samstag wurde ein Rundtischgespräch über Bessarabien organisiert. An diesem Gespräch nahmen renommierte Historiker und Journalisten aus Kischinau, München und Bukarest, sowie Prof. Anatol Petrencu, der Journalist Mircea Carp, Prof. Ana Bantoş und Alexandru Bantoş teil.
Die teilnehmenden Schüler und Lehrer haben die Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und des Widerstands besichtigt, historische, aber auch dem Caragiale-Jahr gewidmete Filme angesehen und, wie jedes Jahr, am Lagerfeuer teilgenommen. Aus Anlass von Pater Nicolae Steinhardts 100. Geburtstag wurde der Ausflug dieses Jahr zum Kloster Rohia organisiert.
Am Ende der Sommerschule haben die Schüler einen Test zur Bewertung der während der Sommerschule erworbenen Kenntnisse abgelegt und die am besten vorbereiteten Schüler wurden prämiert. Allen, sowohl Lehrern, als auch Schülern wurden Teilnahmescheine ausgehändigt.
Programm der 15. Sommerschule Sighet