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Siebenbuerger: Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit angemahnt

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„Geist hinter Gittern – Memorial Sighet“ wurde am 12. Mai als zehnte Ausstellung dieser Art in Deutschland feierlich im Haus der Deutschen Welle (DW) in Köln eröffnet. Anwesend waren der Intendant des Senders, Erik Bettermann, die Beauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, sowie das aus Bukarest angereiste Schriftstellerehepaar Ana Blandiana und Romulus Rusan.
Robert Schwartz, Leiter der rumänischen Abteilung der Deutschen Welle, begrüßte die Gäste und stellte Blandiana und Rusan vor, die 1993 in Sighet (Maramuresch) das für Rumänien einzigartige Projekt einer Gedenk- und Forschungsstätte in den Räumen eines verlassenen Gefängnisses gestartet hatten. Sie fühlen sich dabei einem Leitspruch verpflichtet, den der vor 50 Jahren im Gefängnis von Sighet gestorbene Politiker Iuliu Maniu geprägt hat: „Die Menschen kann man einsperren und umbringen, aber ihre Ideen kann man nicht vernichten. Terror erschreckt die Menschheit, aber die Ideale von Recht und Freiheit vermag er nicht zu vernichten.“

Intendant Bettermann verwies in seiner Ansprache auf die Rolle der Deutschen Welle im zusammenwachsenden Europa und die Hilfe, die der Sender seit Jahrzehnten den europäischen Nachbarn durch die Ausstrahlung von Programmen in verschiedenen Sprachen leiste. Die rumänische Redaktion begehe heuer ihr vierzigjähriges Bestehen, und nicht zuletzt sei ihr Leiter Robert Schwartz mit großem Engagement dabei, seiner ehemaligen Heimat Europa näher zu bringen. Die Ausstellung über Sighet sei voraussichtlich die letzte offizielle Veranstaltung im Sendezentrum in Köln, sagte Bettermann. Der Sender zieht noch in diesem Sommer in das neue Funkhaus nach Bonn um.

Marianne Birthler wollte durch ihre Anwesenheit bei der Ausstellungseröffnung ihre Solidarität mit der Gedenkstätte Sighet und den Bemühungen um die effektive Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Rumänien bekunden. Damit knüpft die Stasi-Beauftragte der Bundesregierung an das Wirken ihres Vorgängers an. Joachim Gauck, der erste Leiter der Behörde für die Stasi-Unterlagen, hatte mehrmals die Bürgerallianz (Alianta Civica) besucht und die Einsetzung einer Kommission zur Aufklärung der Geheimdienstakten in Rumänien nachdrücklich unterstützt. Die Stasi-Ausstellung wurde zwar im letzten Sommer in Bukarest gezeigt, die erhoffte Besucherschlange blieb jedoch aus – anders als zuvor in Budapest. Rumänien ist offenbar mit anderen Problemen beschäftigt. Dennoch sei die Gestaltung der Zukunft ohne Aufklärung der Vergangenheit nicht möglich. Das betonte Romulus Rusan, der als Verwaltungsrat des Memorial Sighet und Herausgeber zahlreicher Bücher seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck brachte, dass die Unterstützung in Rumänien weitgehend ausbleibe. Ana Blandiana hob dankend hervor, dass das Projekt „Memorial Sighet“ ohne Hilfe der deutschen Stiftungen sowie der seit Jahrzehnten im Ausland lebenden Rumänen und der ehemaligen deutschen Mitbürger nicht möglich gewesen wäre. Seit 2002, als die Renovierungsarbeiten abgeschlossen wurden, steht das Museum täglich für Besucher offen. Nächstes Ziel sei es, die Internationalität des Hauses auszubauen und immer mehr junge Leute für das Projekt zu interessieren.

Die Gäste der Ausstellung sahen anschließend den Dokumentarfilm aus der Reihe „Memorialul Durerii“ der rumänischen Regisseurin Lucia Hossu-Longin. Die Ausstellung „Geist hinter Gittern“ zeigt mehrere Raritäten aus dem Dokumentationszentrum in Sighet: Briefe und Gedichte von Häftlingen, auf Leinen genäht, das Wörterbuch eines Häftlings mit Brombeertinte geschrieben sowie aus Knochen geschnitzte Gegenstände, wie beispielsweise ein Kreuz. Marianne Birthler war von den Exponaten zutiefst gerührt. Sie würden nachdenklich stimmen über das Leid und die Ungerechtigkeiten, die den Häftlingen widerfahren seien, sagte die Stasi-Beauftragte. Die Ausstellung wurde bis zum 22. Mai in Köln gezeigt.

Katharina Kilzer

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