Anlässlich der Abschlussveranstaltung am 10. Mai 2003, 19.00 Uhr, nehmen die Initiatoren der Gedenkstätte „Memorial Sighet“, Ana Blandiana und Romulus Rusan aus Bukarest, an einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung über “Memorial Sighet” teil.
Die Stiftung Memorial Sighet engagiert sich seit der Wende 1989 in Osteuropa für die Aufklärung der Geschehnisse der kommunistischen Zeit in Rumänien und parallel dazu in den anderen Staaten des Ostblocks. 1999 begann die Geschichte der Ausstellung über die Gedenkstätte Memorial Sighet in Deutschland, in Frankfurt am Main. Dort wurde sie erstmals im Osteuropäischen Kulturzentrum Palais Jalta in Anwesenheit des damaligen Leiters der Gauck-Behörde, Dr. Joachim Gauck, und der Leiterin von Memorial Sighet sowie Initiatorin der Ausstellung, der rumänischen Schriftstellerin Ana Blandiana, eröffnet. Diese Ausstellung wurde in erweiterter und aktualisierter Form von der Universität Tübingen übernommen, wo sie Anfang 2000 auf großes Interesse stieß. Es folgte eine weitere Schau der Bilder im Haus des Ostens in München, im Rumänischen Institut in Berlin sowie, aus Anlass der Europa-Tage, in der Hansestadt Hamburg. Von dort aus zog sie nach Dortmund und Düsseldorf. Von Januar bis Ende März 2003 gastierte sie im Bukowina-Institut, Augsburg. Die Ausstellung umfasst etwa 50 Porträts politischer Gefangener der kommunistischen Zeit Rumäniens sowie die Geschichte der Gedenkstätte in Bildern und Texten. Vom 26. April bis 10. Mai ist die Ausstellung in Heidelberg zu sehen.
Zurück zur Geschichte der Gedenkstätte Memorial Sighet: Sie begann am 30. Januar 1993, als Ana Blandiana dem Europarat in Straßburg das Projekt vorstellte und die Umwandlung der ehemaligen Strafanstalt in Sighet in eine Gedenkstätte mit internationalem Charakter als Symbol der kommunistischen Unterdrückung in Osteuropa vorschlug. Der Europarat stimmte dem Projekt zu und stellte es unter seine Ägide. 1997 hat das rumänische Parlament das “Memorial Sighet” als Monument von nationalem Interesse anerkannt.
Zu Memorial Sighet gehört das Museum des rumänischen Gulags von Sighet sowie das internationale Zentrum für die Geschichte des Kommunismus, das unter der Ägide des Europarates steht. In zehn Jahren enormer Anstrengungen, durch Sammeln von Geldern und durch die Mitarbeit vieler Fachleute entstand das Museum. Heute erfüllt es die Initiatoren mit einer gewissen Genugtuung, dass der Europarat dieses Museum neben der Gedenkstätte in Auschwitz und dem Memorial des Friedens in der Normandie zu den drei wichtigsten Zentren des Gedenkens an düstere Geschehnisse des 20. Jahrhunderts in Europa zählt. Sighet – das bedeutet heute fünfzig Ausstellungssäle, täglich Hunderte von Besuchern, Symposien mit einigen hundert Teilnehmern jedes Jahr, eine Sommerakademie für etwa hundert Jugendliche, ein Verlagsprogramm mit fünf verschiedenen Sammlungen, ein Programm mündlicher Geschichte in Zusammenarbeit mit dem Hoover-Institut in Kalifornien, eine umfassende Dokumentar- und Archivarbeit sowie zahlreiche kleinere Projekte, die die Vergangenheitsbewältigung von fünfzig Jahren Diktatur zum Thema haben. Zu den Mitarbeitern des Memorials gehören zahlreiche Experten für kommunistische Studien: der einstige russische Dissident Wladimir Bukowskij, der Autor des „Schwarzbuch des Kommunismus“, Stephane Courtois, die Historiker Nicolas Werth, Thierry Wolton und Dennis Deletant sowie Helmut Müller-Enbergs von der Gauck-Behörde und Ulrich Burger, Leiter des Deutschen Kulturzentrums in Klausenburg. Weiterhin möchte ich die Unterstützung unserer Arbeit durch deutsche Stiftungen wie die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Hanns-Seidel-Stiftung und die Friedrich-Ebert-Stiftung hervorheben.
Katharina Kilzer